Mittwoch, 3. Juni 2009

Eis auf den Gardinen

Die Stimmung sei trotz der engen Wohnung hervorragend, dachte Becker, obwohl die vereisten Gardinen im Wohnzimmer für Unruhe unter den Gästen sorgten. Der Bürgermeister und seine Eminenzen waren da, ein ergrauter Tierbändiger aus dem Nachbardorf, den Becker von früher kannte, und einige aus Beckers aktuellem Bekanntenkreis. Die Räume waren in weiches, nicht zu helles Licht getaucht Das Licht war weich und nicht zu hell, wie man es sich in einem Drogenkeller vorstellte. Die Beine der hölzernen Tische, auf denen Papiertischdecken lagen, zerkratzten das Parkett, weil diese von übermütigen Gästen, die Sektgläser schwenkten und sich in dreckigen Lachen gebärdeten, hin- und hergeschoben wurden wie ein verachtetes Kind.Übermütige Gäste, die lachend Sektgläser schwenkten, zerkratzten das Parkett, indem sie die hölzernen Tische, auf denen Papiertischdecken lagen, ruckartig hin- und herschoben. NunBecker wrang Becker sein Leinenhemd über der Spüle aus, während eine Freundin ihn vom Kühlschrank aus beobachtete und einen Löffel vom Salat nahm. Weil Becker eine Essenswollust entwickeln konnte, wenn eine Frau so aß, die er außerdem begehrte, machte ihn das nervös. „Das Eis auf den Gardinen“, sagte die Freundin. Becker fragte, was damit sei. „Wie kommt es, dass es nicht taut, wo doch die Heizung läuft und hier doch mindestens zwanzig Grad sind? Müsste es nicht tauen?“ „Meine Liebe, ganz ruhig.“ Becker sprach tief. Er stand jetzt neben ihr und umfasste sie oberhalb der Hüften, seinen Kopf hielt er noch zurück. Sein Gesicht näherte er ihrem nicht. Sie deutete ein Lächeln an, aber erkaltete fast. Die Haare Der Flaum auf ihren freien Unterarmen, den Pullover hatte sie leicht hochgekrempelt, reckten sich in den Raum wie erhabene Pflänzchen, die sich empor träumten. glänzte im Licht, das sich von der Dunstabzugshaube fallend in einem Topfdeckel spiegelte. „Ich brauche meine Jacke.“ „Aber es ist doch warm.“ „Ich...“ Sie hatte sich gelöst und ging bereits in den Flur. Becker verharrte kurz, er gedachte der dachte an die Freundin, und . Er machte ein paar Schritte, und war im Wohnzimmer. Als er begann, schneller zu atmen, schlug die feuchte Luft ihm auf den Kopf. Die Luft war feucht. Er atmete schwer. Die Gardinen schimmerten wie Rauhreif. Neben dem Sofa stand Frau Becker, und verschwand. Zu oft vergaß Becker, dass sie nicht existierte. Der Tierbändiger kratzte am Eis. Die Kuppe seines Zeigefingers, den er sich vor die Augen hielt, war nass vom Tauwasser. Becker saß auf dem Sofa. Die Freundin setzte sich neben ihn. Sie trug einen braunen Pelzmantel, der ihn an die Pferdekoppel erinnerte, an der er am Wochenende auf seinen Spaziergängen vorbeiging. Die Farbe Der Farbton des Mantels war die eines der Rosse, von Becker als Naturgott verehrt. glich dem eines der Rosse, welche Becker als Naturgötter verehrte. Die Alten alten Gottheiten hatte er abgelegt. Bevor ich das Eis verflüssigt nässe, auf den Teppich, der unterm Sofa liegt, fließt, frage ich die Freundin, dass sie nicht gehe. sage ich der Freundin, sie solle nicht gehen. „Ich...“, sagt Becker, dreht sein Gesicht. Er schaut sich im leeren Wohnzimmer um. Eine Lache auf dem Holz. Eine silberne Pfütze, die aus Höhe des Fensters geronnen ist.

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