Dialoge

Mittwoch, 19. Januar 2011

Begegnung

SIE: Verfolgen sie mich etwa?
ER: Nein, weshalb? Ich will nur zum Inder hier.
SIE: Gerade eben sind wir uns aber doch entgegen gekommen, nicht? Auf der Hauptstraße. Jetzt gehen sie in meine Richtung.
ER: Aber doch nicht hinter Ihnen her. Wie kommen Sie darauf?
SIE: Weil sie so nah gekommen sind, hinter mir. Sie laufen geradezu auf.
ER: Vielleicht weil Sie so langsam sind. Ich wollte gerade überholen. Aber anscheinend bin ich Ihnen aufgefallen, beim Entgegenkommen.
SIE: Sie haben einfach die Richtung gewechselt. Dann sind sie in dieselbe Straße abgebogen wie ich.
ER: Ich hatte mich vertan. War in Gedanken.
SIE: Aus denen habe ich Sie wohl herausgerissen.
ER: Wünschen Sie, dass es so wäre?
SIE: Nicht, wenn Sie in diesen schäbigen Laden wollen. Ich kenne einiges, das besser ist. Und preislich dasselbe – Ihr Schirm –
ER: Was ist damit?
SIE: Sie halten ihn ganz komisch, es tropft ja alles auf mich.
ER: Sie haben doch selber einen Schirm.
SIE: Ja, aber Ihrer stößt genau davor, sodass ich ganz nass werde.
ER: Ich dachte, das steht Ihnen.
SIE: Sehr witzig. Haben Sie nichts zu erzählen?
ER: Wir kennen uns ja nicht. Außerdem höre ich Ihnen lieber zu.
SIE: Ich schweige zu viel, in letzter Zeit. Am liebsten würde ich die Stadt verlassen, wenn es im Winter regnet.
ER: Wie lange leben Sie schon hier?
SIE: Seit ein paar Jahren. Ich habe sie nicht gezählt.
ER: Ich will Sie übrigens nicht aufhalten.
SIE: Also gehen wir besser –
ER: Etwas essen? Wie heißen Sie?
SIE: Ich glaube, Sie haben mich doch verfolgt.
ER: Nur weil Sie es so gewollt haben.

Donnerstag, 12. August 2010

Märchenszene

SIE eilt die Schlosstreppe hinab. ER hinterher.

ER. Mein Fräulein, Sie haben diesen Schuh verloren!
SIE. (Indem sie stehen bleibt.)
Unmöglich, ich bin barfuß gekommen. Von Schuhen riet man mir ab.
ER. Darf ich trotzdem probieren?
(Anprobe. Der Schuh ist zu groß.)
Seltsam, allen anderen hat er gepasst.
SIE. Vielleicht ist mir heute die Rettung versagt.
ER. Wir haben getanzt, nicht wahr?
SIE. Sind Sie sich sicher?
ER. Ja, ich erinnere mich – ich war entzückt! Sie trugen einen Schleier.
Ich wählte Sie aus vor allen übrigen.
SIE. Sie wählten die Erstbeste.
ER. Sie sind aus gutem Haus.
SIE. Ich bin arm. Das Kleid war ein Geschenk. Und Tanz, was ist das? Ein
ständiges sich voreinander Verbergen, voreinander Fliehen, nicht?
Wir tanzen, um uns nicht begegnen zu müssen.
ER. Ich verstehe Sie nicht.
SIE. Verzeihung! Es ist sehr schwer, mich zu gewinnen.
ER. Ihren Schuh habe ich schon.
SIE. Aber er passt nicht.
ER. Ja, das ist wahr.
SIE. Darf ich Ihnen folgen?
ER. Ich muss den richtigen Fuß finden. Warten Sie?
SIE. Nein, es ist spät. Es schneit und ich friere.
ER. (Zögert.)
Mein Herz ist an diesen Schuh gebunden: Eine Pflicht, Prinzenpflicht,
die mich auf die Probe stellt. Sie sind schön, leben Sie wohl. (Ab.)

Sie schaut ihm eine Zeit lang nach, dann verlässt sie ebenfalls die Bühne.

Sonntag, 19. April 2009

Jemand spricht mit seinem Hund,Aufgabe 3 von der "alten"Seite

(Älterer Herr mit ergrautem Haar, sitzend auf einer Parkbank. Neben ihm sein Dackel, Waldi, seine Hundeaugen auf sein Herrchen gerichtet, fast so als ob er zuhöre.
Der ältere Herr tief in Gedanken versunken)
(seufzt)
“Ach Waldi, immer das selbe… (streichelt dem Hund liebevoll über den Kopf)
Tagein,tagaus dieser Park… und diese Bank.
Seit zehn Jahren sitzen wir zwei nun schon Nachmittag für Nachmittag hier. Und doch ist nichts mehr wie es einmal war!
(seufzt erneut)
Einmal als Helga noch bei dir und mir war…
(”Waldi” winselt, fast so als ob er die Trauer seiner Herrchens spüren würde. Der ältere Herr fährt fort)
Still ist es bei uns geworden,was?
Es scheint mir so, als ob selbst du Helga vermissen würdest und von Tag zu Tag, bis auf ein Winseln ab und zu, ruhiger werden würdest!
Hach,aber vielleicht ist das auch nur das Alter, das sich bemerkbar macht…
DU bist halt auch nicht mehr der Jüngste,was Waldi?
Das Gehen fällt nicht mehr so leicht, bei’ m Rennen schmerzt die Hüfte und die Weibchen?
Tja, (fährt sich durch sein schütteres Haar) die erscheinen einem alle viel jünger und unerreichbar,was?
(”Waldi” erhebt sich mühsam und schaut, so scheint es, sein Herrchen erwartungsvoll an)
Ja,ja… Du hast ja Recht, du liebes Kerlchen, hauptsache wir haben uns noch.
Warte! (Steht ebenfalls schwerfällig auf) Die Sonne ist ja schon untergegangen.
Komm! Lass uns nach Hause gehen!
(Der ältere Herr und “Waldi” gehen)

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