...

Das Zirpen der Motoren:
ein Gutenachtgesang.
Verdröhnt bis über beide Ohren.
vom Summen tief gequält
das Saitenspiel: ein Drahtseilakt.

Lange Schattenzungen bis die an
Kalksteinfassaden sich windend,
unter einem heißen vollen Mond gekühlt.

Watte ganz tief in Mittelohre
Gehörgänge eingepflanzt.
die neongelben Baumbestände
nackt nun ganz.

die Deren Überreste bilden einen Weg
den niemand geht
an diesem Endjahrabend.

Ein Kuckuck hell vom Schweigen
die Heizungsrohre kochen

Stille wohin man nur tastet
Pierre Lachaise - 13. Nov, 15:08

@moische

schade, dass es (abgesehen von "...") keine Überschrift gibt. Das würde hier sicherlich zur "erdung" beitragen. ansonsten aber gefällt mir das gedicht durchaus!

Moische - 13. Nov, 18:19

@pierre

Erdung des Gedichts - das klingt gut. Meinst du damit, dass man es in einen Kontext bringen sollte, um die abstrakten Bilder unter einem Thema zu verknüpfen? Oder geht es mehr um die Stimmung die geerdet werden könnte?
Pierre Lachaise - 14. Nov, 19:44

@moische

wahrscheinlich wäre beides der fall, hätte das gedicht einen titel. man würde es damit sozusagen auf die füße stellen.
herr_urian - 18. Nov, 15:51

@moische

Generell stimme ich pierre zu, aber "Lichtlos, Hörfern" trägt meines Erachtens nicht zur Erdung bei. Wenn "lichtlos" auf eine die nächtliche Stimmung verweisen soll, steckt das bereits in "Gutenachtgesang".
"Hörfern" lässt mich stolpern, denn w a s ist hör-fern? Zwar endet das Gedicht in "Stille", aber vorher ist alles voller Geräusche. Und wieso die Großschreibung? Oder ist dieses Substantiv mir nur unbekannt?
Pierre Lachaise - 19. Nov, 16:53

@moische

herr urian hat wohl leider recht. diese überschrift erdet das gedicht noch nicht wirklich. ich hätte eher an etwas geographisches oder so gedacht...
übrigens wirklich schöner binnenreim mit "motoren - ohren", der sich erst bei lautem lesen voll etfaltet. genauso die assonanz "gepflanzt - ganz".

Moische - 22. Nov, 23:53

Danke. Ich mag meine Binnenreime und Assonanzen :-)

Erdung, Erdung... geographisch. Also sowas wie (platt gesagt): "Spaziergang gegen Abend über eine Herbstlandschaft"?

Das könnte durchaus erden, aber ich muss mir etwas feineres ausdenken. Und bei Titeln bin ich nicht der Beste.
albannikolaiherbst - 27. Nov, 17:24

@Moische zu ohne Titel

Ich habe hier ein paar Probleme mit der Über-Bestimmung: etwa „in Mittelohre”/„Gehörgänge”; dann finde ich die Verbindung des „heißen Mondes” zu den „kochenden Rohren” so auffällig wie gesucht und kann damit nichts Eigentliches verbinden. Im Einzelnen noch dazu:
Das Zirpen der Motoren
ein Gutenachtgesang
verdröhnt bis über beide Ohren
vom Summen tief gequält

dieses „ vom Summen tief gequält” ist mir zu dicke, auch irgendwie zu „kindlich” ausgedrückt, was wohl an dem „tief” zusammen mit „gequält” liegt; jedenfalls finde ich das keine gute Lösung.
das Saitenspiel: ein Drahtseilakt

Lange Zungen bis an

vor die nächste Zeile, um den Fassaden Konkretheit zu geben, ein „die” setzen:
die Kalksteinfassaden
sich windend

und daß sich Fassaden winden können, glaube ich nicht; das Bild erklärt es mir auch nicht, stellt sich mir nicht als Konkretes vor Augen
unter einem heißen Mond
gekühlt

Watte ganz tief in Mittelohre

„ganz tief” ist ähnlich problematisch wie „tief gequält”
Gehörgänge gepflanzt
die neongelben Baumbestände
nackt nun ganz

...zumal sich dann diese „ganz”-Wiederholung vordrängt
die Überreste bilden einen Weg
Das Folgende ist s e h r schön:
den niemand geht
an diesem Endjahrabend

Ein Kuckuck hell vom Schweigen
die Heizungsrohre kochen


hier aber kippt Ihnen das Gedicht in Prosa:
Stille wohin man nur tastet

Moische - 4. Dez, 02:12

Neue Fassung

Ich habe etwas gestrichen und verändert. Ich glaube, dass die Lesbarkeit darunter leidet, aber mal sehen. Einige Stellen gefallen mir jetzt besser, andere wiederum würde ich immer noch anders machen. Aber ich habe so viele Anregungen versucht zu verarbeiten wie es mir möglich erschien:

Satzzeichen wurden eingefügt.

Die "dicken" Begriffe (z.B. "heiß", "ganz", "tief gequält", "kochen") wurden gestrichen.

Die "Zungen" wurden zu "Schattenzungen" präzisiert.

Die Fassaden wollte ich schon in der vorigen Fassung sich nicht aktiv winden lassen. Ich hoffe, dass es jetzt auch so deutlich gelesen werden kann.

Der letzte Abschnitt ist weg, um dem Gedicht mehr Schärfe zu geben.

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