Leere Stadt Part I

Gestern
jagte ich nach dem „Morgen“
Gestern
gab es nichts, das mir Sorgen bereitete
Gestern
war die Welt um mich herum noch geschäftig
und Gestern
schien diese Stadt noch nicht leer zu sein

Aber für einen kurzen Moment
sah ich klar
und blendete alles andere aus
kannst du mir sagen, was passiert ist
und diese Stadt überflutete

Und Heute
laufe ich alleine
kümmere mich nicht um all die Anderen
Und Heute
erinnere ich mich an deine Worte
mein Herz flattert
Denn Heute
ist meine Stadt leer
eine Person fehlt hier


Nur eine Person
kreist mir im Kopf herum
Nur eine Person-
Zeig mir, dass meine Schreie nicht vergeblich sind!

Denn ich weiß nicht
Wie ich dir sagen kann, wer du bist
Und ich frage mich
warum alles fällt
warum kann ich dir nicht sagen
dass du der Einzige bist
die diese Stadt wieder beleben kann?

Lass diese Stadt nicht leer sein.
albannikolaiherbst - 13. Dez, 17:01

@Eisblume zu Leere Stadt Part I

Das Hauptproblem hier scheint mir darin zu liegen, daß dieser Text außer den Zeilenbrüchen kein Indiz dafür gibt, ein Gedicht zu sein. Man könnte ihn ebensogut durchlaufend, mit ein paar Absätzen, schreiben. Es wäre rhythmische Arbeit nötig, ganz prinzipiell. Nur die Leitwörter, etwa „gestern”, reichen nicht. Außerdem wird sehr schnell klar, daß es sich um einen Liebestext-der-Vergeblichkeit handelt, weshalb solche Zeilen wie „ kannst du mir sagen, was passiert ist” rein rhetorisch wirken; die Rhetorik setzt aber eine Absicht, von der man dann die Traurigkeit wegstreicht, so daß sie nur-inszeniert wirkt. Das geht dann auf Kosten der Glaubwürdigkeit, zumal dann, wenn keine formale Durcharbeitung spürbar ist.
Im einzelnen:

Gestern
jagte ich nach dem „Morgen“
Gestern
gab es nichts, das mir Sorgen bereitete

ich wäre vorsichtig mit dem Reim von Morgen auf Sorgen; das hat etwas unfreiwillig Komisches, wenigstens Banales
Gestern
war die Welt um mich herum noch geschäftig
und Gestern
schien diese Stadt noch nicht leer zu sein

Hm, „geschäftig” ist sie jetzt n i c h t mehr? Was meinen Sie tatsächlich?

Aber für einen kurzen Moment
sah ich klar

W a n n sah das lyrische Ich klar? Gestern oder heute? Undeutlich hier, z u undeutlich.
und blendete alles andere aus
Was ist mit „alles andere” gemeint?
kannst du mir sagen, was passiert ist
und diese Stadt überflutete

„Überfluten” ist seltsam. Die Matephorik kommt nicht zu einem Bild. Hier, wie so oft, rate ich: konkretisieren.

Und Heute
laufe ich alleine
kümmere mich nicht um all die Anderen
Und Heute
erinnere ich mich an deine Worte
mein Herz flattert

: Kindersprache
Denn Heute
ist meine Stadt leer
eine Person fehlt hier

Nur dem lyrischen Ich, keineswegs „hier”. Sie brauchen eine Balance zwischen Innen-Gefühl und Außen-Bild. Dann ist das Folgende zu banal, gerade im Ausdruck:

Nur eine Person
kreist mir im Kopf herum
Nur eine Person-

Und die „Schreie” sind zu dicke. Das ist nur-gewollt.
Zeig mir, dass meine Schreie nicht vergeblich sind!

Denn ich weiß nicht
Wie ich dir sagen kann, wer du bist

Ist hier gemeint: für w e n der Angesprochene sei?
Und ich frage mich
warum alles fällt

Wieso „fällt”? W a s fällt?
warum kann ich dir nicht sagen
dass du der Einzige bist
die der diese Stadt wieder beleben kann?

Ja, weshalb nicht? Vorsicht, hier sitzen die Spötter schon im Anstand.

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