-strahlen

wir saßen vor feuern
unserer großväter
aus deren pfeifen
sich wolken formten

die über unseren feldern
hingen

über der biegung des prypjat

dort wo die weißen
reinen schornsteine
wuchsen.

von den dächern der platten
sah man es am horizont

schön und groß
stiegen daraus wolken auf.

das werk.

wir saßen abends vor unserer
großväter kamine
wärmten uns an den strahlen
Pierre Lachaise - 14. Nov, 19:49

@moische

ich habe den eindruck, dass die letzten beiden abschnitte das gedicht ein wenig zu eindeutig machen. man könnte mehr erreichen, wenn man den leser am ende in der rhetorischen wie stimmungsmäßigen ambivalenz beließe. dafür wäre der vers "uns an den strahlen wärmten" natürlich hervorragend geeignet. Vielleicht als schlusssatz, also pointe?

Moische - 16. Nov, 11:00

Hm..., ja. Es war mir wirklich nicht klar wie ein Leser das Thema des Gedichtes herausfinden würde. Keine Ahnung, ob es zu deutlich oder viel zu undeutlich ist.
Wenn du meinst, dass die letzten Zeilen (wohl wegen "Sarkophag" und "letzte Wolke") alles mit dem Holzhammer auflösen, dann werde ich über eine Milderung der Aussagen nachdenken. Vielleicht "Sarkophag" mit "Sarg" ersetzen...

Moische - 17. Nov, 00:21

habe jetzt die letzten Zeilen gestrichen. wirkt jetzt etwas schlichter. glaube, der Sarkophag war zu eindeutig.

danke, Pierre, für den Vorschlag.

maudit - 17. Nov, 09:52

@moische

Ich finde Ihren Ansatz interessant und denke, die Streichung hat dem Gedicht auf jeden Fall gut getan. Ich würde sogar noch mehr verdichten. Dennoch habe ich noch einige Probleme. Zum einen ist mir nicht klar, wo diejenigen, die da sitzen und sich wärmen, nun sitzen, am Fluß, auf dem Dach der Platte? Dann stört mich die grammatikalische Laxheit. Das sind doch keine Sätze: "als wir ... sassen, wie die hingen" etc. Andere Kleinigkeiten: wieso Großväter statt Väter? (Großväter hat in Verbindung mit Pfeife so etwas von Meerschaumpfeife.) Können Pfeifen Wolken FORMEN?

Hier ein Vorschlag auf die Schnelle, der in erster Linie meine Fragen verdeutlichen soll, möglicherweise aber gar nicht in Ihrem Sinne ist:


vom dach der platte
sah man bis zum horizont

und weiter. wolken
versperrten die sicht,

gewaltig aufgefahren
aus dem werk,

verfangen in den schleifen
des prypjat.

uns wärmten die feuer
der väter in der ferne,

ihre strahlung.

Pierre Lachaise - 19. Nov, 17:05

@moische

"warme feuer" ist ein pleonasmus. würde ich ändern, falls nicht intendiert.

Moische - 22. Nov, 23:44

Danke für den Input. Und die schöne Nachdichtung.

Zu einigen Punkten von Pierre und Maudit:

"warmes Feuer" -
Ja, ist nicht nötig. Werde "warmes" streichen.

Pfeifen formen -
Ja, das ist auch nicht ganz exakt. Obwohl es mir sehr gefällt und passend erscheint, ändere ich es zum Wohl der Übung.

grammatikalische Laxheit -
Ist bewusst gewählt. Soll etwas Formloses und Kindliches hineinbringen. Etwas, das nostalgisch und naiv klingt.

ungenaue Verortungen -
"Wir" sitzen vor Feuern bzw. Kaminen, deren Position wiederum, das stimmt, nicht weiter festgemacht wird.
Die Wolken sind über den "slawenfeldern" und über der "biegung des prypjat". Dann kommt das "werk" dazu: dieses befindet sich am Horizont. Wenn das nicht so wie gewollt herausgekommen ist, bin ich für Vorschläge offen, wie man die drei Elemente (wir, wolken, werk) für den Leser deutlicher positionieren kann.

Pierre Lachaise - 23. Nov, 10:50

@moische

es würde glaub ich reichen, die wendung "warme feuer" ein wenig zu modellieren, etwa zu "sich am feuer wärmen" oder so. dann behielte das ganze seine lebendigkeit, ohne dass eine streichung nötig wäre.
albannikolaiherbst - 27. Nov, 17:04

@Moische zu „-strahlen”.

Einiges wurde schon von den anderen gesagt. Was mir gefällt, ist die Formklammer, die Sie legen: unserer großväter kamine a l s Formklammer. N i c h t einsichtig, aber das ist bei mir ein fast generelles, vieleicht einfach nur persönliches Problem, ist die durchgehaltene Kleinschreibung. Welchen Vorteil bringt sie, welche Funktion erfüllt sie?
Was mich aber richtig stört, sind die nachgestellten Reflexipronomen (z.B. „Wolken sich formten”); das hat etwas sehr Gestelztes, das überdies die Aufmerksamkeit von dem Text selber auf seine Konstruktion abzieht. Hier ist Schlichtheit in jedem Fall besser. Überlegen Sie sich das aßerdem mit den „Slawenfeldern” bitte noch einmal. Das Wort Prypjat situiert das Gedicht sowieso.

Pierre Lachaise - 1. Dez, 13:01

@Moische

Gerade für die Anfangsverse hätte ich einen Vorschlag, der ev. den Lesefluss verbewssern würde, was ja für den Einstieg in ein Gedicht nicht unerblich ist:

als wir uns an den feuern
unserer großväter wärmten
deren pfeifen
wolken formten

Moische - 4. Dez, 01:49

Bearbeitete Fassung

Ich habe mir jetzt einige Vorschläge zu Herzen genommen und die Passagen verändert, die holprig waren. Das bedeutet nicht unbedingt, dass es mir auch so gefällt, aber formale Übungen tun wahrscheinlich gut.

Die "als"- und "wie"-Sätze habe ich zu normalen Aussagesätzen gemacht.

Das "slawenfelder" wurde gestrichen.

Die unnötigen Inversionen sind gestrichen ("...sich formten..." etc.). Das gesamte Gedicht wurde dadurch etwas schlichter gemacht.

Punkte zur besseren Lesbarkeit und Sinnaufteilung wurden eingesetzt.

@Pierre: Ich habe deine Version jetzt nicht auf- aber zur Kenntnis genommen. Ich glaube ich würde keine Wiederhoung von "wärmten" wollen.
Deine Version klärt schon zu Beginn einiges und gibt dem Geschehen einen nachvollziehbaren Rahmen. Aber ich muss noch darüber nachdenken, wie ich es haben möchte.

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