zwischen den bäumen
so ein perfekter untergang.
sie steht auf dem seil und vergisst den tag.
ein orpheus-imitat am hügel.
der amselgesang zur wandergitarre
dringt dumpf durch ihre stereomuscheln,
die schallen: zwei. und unterm bügel
die weiße baseballmütze. die wangen
schon leicht gebräunt. die augen tiefschwarz
und ohne weißes. orpheus fuchtelt
fliegen weg. dann spielt er metall.
sie steht auf dem seil und vergisst den tag.
ein orpheus-imitat am hügel.
der amselgesang zur wandergitarre
dringt dumpf durch ihre stereomuscheln,
die schallen: zwei. und unterm bügel
die weiße baseballmütze. die wangen
schon leicht gebräunt. die augen tiefschwarz
und ohne weißes. orpheus fuchtelt
fliegen weg. dann spielt er metall.
herr_urian - 20. Okt, 17:23
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 352 mal gelesen
@Herr_Urian
"zwischen den bäumen"
macht die szenerie ja schon mal relativ klar, indem es ein ( wenn auch noch sehr wages) bild entstehen lässt. als überschrift funktioniert das ganz gut.
"so ein perfekter untergang."
Spontan denke ich dabei an einen sonnenuntergang. aber ehrlich gesagt nimmt sich schon dieser erste vers sehr rätselhaft aus.
"sie steht auf dem seil und vergisst den tag."
jetzt wird es etwas klarer, sofern es nicht metaphorisch verstanden werden soll: eine auf dem hochseil befindliche frau, die mit ihrer gestalt den im bildhintergrund ablaufenden sonnenuntergang „perfektioniert“. Für eine abendszene spricht jedenfalls, dass der tag offenbar dem vergessen preisgegben ist.
"ein orpheus-imitat am hügel."
Schon wieder so kryptisch:. unter einem „orpheus-imitat“ kann ich mir nur sehr wenig vorstellen. Am ehesten denke ich noch an orpheus als antiken „patron“ der dichtkunst und prototyp des leidenden individuums, wie er in der moderne ja z.b. bei rilke auftritt. Aber besteht hier ein bezug dazu? Auch scheint dieser orpheus rein perspektivisch in den bildhintergrund gerückt, was durch die wendung „am hügel“ (also „da hinten am hügel“) erzeugt wird.
"der amselgesang zur wandergitarre"
Finde ich durch die zwei aufeinanderfolgenden komposita irgendwie überfrachtet. Dadurch entsteht leicht ein klischeehafter eindruck
"dringt dumpf durch ihre stereomuscheln,"
schöner stabreim! „stereomuscheln“ ist als neologismus zwar originell, wirkt hier aber leider etwas gesucht
"die schallen: zwei. und unterm bügel"
gut, der endreim „bügel-hügel“ sollte vielleicht nicht nur einfach hingestellt werden, sondern auch semantisch etwas besonderes aussagen, da im gesamten gedicht ja sonst keine reime auftreten. So wirkt das irgendwie zu willkürlich. Außerdem leuchtet mir der syntaktische bezug von „die schallen“ nicht ein. Folglich ist mir auch das wort „zwei“ in diesem diffusen zusammenhang nicht erschließbar. Sind damit noch die stereomuscheln beeichnet, oder die beiden personen, um die es sich hier anscheinend dreht?
"die weiße baseballmütze. die wangen"
hm, die baseballmütze kommt jetzt ziemlich unvermittelt. Warum hat sie vorher keine rolle gespielt? Erscheint mir wie ein an sich redundantes accesoire
"schon leicht gebräunt. die augen tiefschwarz"
ich bin nicht sicher, ob „gebräunt“ hier der richtige ausdruck ist, weil er so sehr an „urlaubsbräune“ gemahnt. Das ist aber vermutlich nicht gemeint.
"und ohne weißes. orpheus fuchtelt
fliegen weg. "
Das ist jetzt aber ganz deutlich ironisch. Passt natürlich eindeutig zur charakteristik des imitats.
"dann spielt er metall."