...

Am Mannheimer Landgericht wird der Prozess gegen einen bekannten Fernsehmoderator eröffnet, der seine Ex-Freundin brutal vergewaltigt haben soll. Der Fall steht im Zentrum des allgemeinen Medieninteresses, prominente Strafrechtler, Boulevardjournalisten, Kultursoziologen, Frauenrechtlerinnen haben sich dazu geäußert.
Im Gerichtssaal lässt der Mann, ein in die Jahre gekommener Erotiker in Anzug und Krawatte, dessen Körperpflege die Zeit in Untersuchungshaft erstaunliche Dienste erwiesen hat, über seine Anwälte verkünden, dass er seine Aussage verweigere. Alles Relevante sei bereits im Vorfeld gesagt worden: Was damals der Wahrheit entsprochen habe, gelte auch heute noch und könne einzig dazu dienen, ihn zu entlasten.
Auch die Frau, blond, zierlich, blaue Hose und enges Halstuch, ist unerwartet schon zum ersten Verhandlungstag erschienen und hat auf der gegenüberliegenden Seite platzgenommen. Elf Jahre lang war sie seine Geliebte, hat sich Hoffnungen auf Kinder und eine gemeinsame Zukunft gemacht. Heute liegt sie auf dem Seziertisch einer gnadenlosen Öffentlichkeitsmaschinerie.
Wann immer für ihn gesprochen wird, wendet sie instinktiv ihren Blick in eine andere Richtung. Er selbst wiederholt diesen Vorgang, sobald von ihr die Rede ist. Den beiden, das spürt man, ist die Gegenwart des anderen in einer Art höllischen Apotheose so unüberwindlich geworden, dass sie sich nur noch in physischer Abwehr ertragen lässt.

(Kurz zuvor ist in einem Radiokommentar zu hören, das alles gebe einen spannenden Stoff ab. Ein berühmter Kriminalschriftsteller interessiere sich bereits dafür.)
herr_urian - 17. Sep, 21:53

@J.K.

"Stoffe der Weltliteratur".

schreiben wie atmen - 17. Sep, 22:28

Tja, nicht wahr,

da gibt es also derartige Sachen denen man sich noch nicht mal hier verweigern mag.
Dabei ist es nicht als die Banalität brutalen Alltags in vielen Beziehungen. Zum Glück sind das nicht alles bekannte Moderatoren. Man müsste stundenlang "Nachrichten" hören, bis man endlich zur politischen Tristesse vordringen würde ...

albannikolaiherbst - 20. Sep, 17:20

@Pierre Lachaise zu Ohne Titel.

Bitte noch einmal dransetzen. Es lohnt sich! Meine vorläufigen Anmerkungen:

Im Gerichtssaal lässt der Mann, ein in die Jahre gekommener Erotiker

stünde das so in einem Zeitungstext, auf den Ihr Text doch anspielt?

in Anzug und Krawatte,

unschöne Satzkonsturktion:

dessen Körperpflege die Zeit in Untersuchungshaft erstaunliche Dienste erwiesen hat, über seine Anwälte verkünden, dass er seine Aussage verweigere. Alles Relevante sei bereits im Vorfeld gesagt worden: Was damals der Wahrheit entsprochen habe, gelte auch heute noch und könne einzig dazu dienen, ihn zu entlasten.
Auch die Frau, blond, zierlich, blaue Hose und enges Halstuch, ist unerwartet

inwiefern „unerwartet”?

schon zum ersten Verhandlungstag erschienen und hat auf der gegenüberliegenden Seite

wem oder was gegenüber?

platzgenommen. Elf Jahre lang war sie seine Geliebte, hat sich Hoffnungen auf Kinder und eine gemeinsame Zukunft gemacht. Heute liegt sie auf dem Seziertisch einer gnadenlosen der Öffentlichkeitsmaschinerie.

: Der Text gewinnt, wenn Sie nicht moralisch kommentieren.

Wann immer für ihn gesprochen wird, wendet sie instinktiv

: „instinktiv”: Woher weiß der Schreiber das?

ihren Blick in eine andere Richtung. Er selbst wiederholt diesen Vorgang

: den „Vorgang”, daß s i e den Blick wendet???

, sobald von ihr die Rede ist. Den beiden, das spürt man, ist die Gegenwart des anderen in einer Art

aua:

höllischen Apotheose

und wenn schon, dann „von höllischer Apotheose”

so unüberwindlich geworden, dass sie sich nur noch in physischer Abwehr ertragen lässt.

(Kurz zuvor

vor der Gerichtsverhandlung?

ist in einem Radiokommentar zu hören, das alles gebe einen spannenden Stoff ab. Ein berühmter Kriminalschriftsteller interessiere sich bereits dafür.)

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