a.c. 2nd tier - farrakka express

huste strassenstaub
aus mueden muendern
wo heisse milch
in teebehaelter fliesst

meine glieder haben
das tasten von strassenfell gespuert
haben handel getrieben mit
colanialismus

das wasser des flusses ist
an endlosen menschenhaeuten
an endlosen tuechern
hinabgeflossen
gesaenge der megaphonpriester
haben die papageien aufgescheucht

die kehle voll rotbraunem ocker
voll hundegebell
die stadt
herr_urian - 26. Feb, 23:08

Wieso teebeh ä lter?

Moische - 27. Feb, 09:52

oh, danke. nicht gesehen.

Pierre Lachaise - 5. Mär, 23:43

@moische

ein wunderbar atmosphärisches indien-gemälde, das in mir vieles heraufbeschwört. aber im einzelnen:

huste strassenstaub
aus mueden muendern
wo heisse milch
in teebehaelter fliesst

eigentlich sehr schön und anschaulich bis hierher. leider musste ich aber dabei an den saublöden werbespruch: „milch macht müde männer munter“ denken, wohl ob der klanglichen ähnlichkeit durch die alliteration.
siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Milch_macht_m%C3%BCde_M%C3%A4nner_munter

meine glieder haben
das tasten von strassenfell gespuert

ich finde eine gewisse redundanz in diesem vers. nämlich „etwas tasten spüren“. das könnte man verdichten zu: „meine glieder/haben straßenfell gespürt“ oder „meine glieder/tasten straßenfell“

haben handel getrieben mit
colanialismus

wenn ich das wort „colanialismus“ google, stoße ich direkt als erstes wieder auf dein gedicht. danach kommt noch der vorschlag, „colanialismus“ sei ein derivat von „coca cola“. das hätte eine merkwürdige komik, die aber auch irgendwie sinnfällig wäre. ist das hier gemeint?

das wasser des flusses ist

auch hier wieder redundanz: „das wasser des flusses“ lässt sich auch wunderbar synekdochisch wiedergeben mit „der fluss“.

an endlosen menschenhaeuten
an endlosen tuechern
hinabgeflossen
gesaenge der megaphonpriester

das ist ein komplexes bild, unter dem ich mir aber wenig vorstellen kann. nun ja, priester, muezzin etc., die durch ein megaphon „singen“, also psalmodieren, predigen. ist das was empirisches? kann sein, soweit reicht mein weltwissen nicht. ich persönlich fände mehr geschmack an „megaphon-gesängen“.

haben die papageien aufgescheucht

die kehle voll rotbraunem ocker
voll hundegebell
die stadt

ich überlege, ob man aus dieser reihung nicht ein einziges pointierendes bild machen könnte, etwa über „kehle der stadt“. bin mir aber nicht sicher.

herr_urian - 7. Mär, 00:29

@colanialismus:
Was soll denn sonst gemeint sein? Eher problematisch: "Handel treiben mit Colanialismus"? Was wäre denn Handel treiben mit Kolonialismus?

@megaphonpriester:
"megaphon-gesänge" beraubt das Bild einer entscheidenden Komponente, seines Priestertums. Ich finde das Bild wirkungsvoll: Verkündigung per Megaphon. Ich glaube nicht, dass es zu komplex ist. Wenn, dann müsste es etwas genauer sein, etwa, wenn es moische tatsächlich um etwas "empirisches" ginge, das hier eingefangen werden soll.
albannikolaiherbst - 7. Apr, 10:08

@Moische zu a.c. 2nd tier - farrakka express

1) Das ist eine sehr feine Diskussion hierunter. So ungefähr stellte ich mir das insgesamt fürs virtuelle Seminar immer vor.
2) Josef Winklers Domra lesen.
3) Stärken und Schwächen:
huste strassenstaub
Ist mir zu gewollt expressionistisch. Und zur folgenden Alliteration wurde schon in den Vorkommentaren sehr Richtiges gesagt; für mich besteht das Hauptproblem aber darin, daß der MilchmachtmüdeMänner-Gedanke das Gedicht von Indien weglenkt und auf Europa blicken läßt, wo „Milch” in ganz anderem Zusammenhang steht
aus mueden muendern
wo heisse milch
in teebehaelter fliesst

Tut sie das denn? Eigentlich wird sie beim Chai nach erstem Brodeln des Tees mit aufgekocht

meine glieder haben
das tasten von strassenfell gespuert

schwierig: Tastet das Fell? Sie spielen auf die vielen herrenlosen Hunde an, denke ich, aber kommen die so nah? „Meine Glieder” ist dann auch zu ungefähr, zumal die dann Handel getrieben haben sollen, die Glieder. Die Glieder?
haben handel getrieben mit
colonialismus

Was bededeutet das, wenn nicht der Handel-selbst Kolonialismus ist?

das wasser des flusses ist
an endlosen menschenhaeuten

auch schwierig. „Endlos an Menschenhäuten”? Aber die Häute, so getrennt, lassen an Leichenverbrennungen, siehe „Domra” denken; wiederum wäre keine Leichenwaschung ein Fließen.
an endlosen tuechern
hinabgeflossen
gesaenge der megaphonpriester
haben die papageien aufgescheucht

die kehle voll rotbraunem ocker

grammatisch heißt das, daß die Kehle der Priester voll rotbraunem Ocker ist
voll hundegebell
die stadt

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