In deine Hände

das schwarze wasser treibt mich
abwärts den fluss
an dem die clusterbomben
muster in die erde zeichnen

mir träumen rhomben
die mein herz einfassen in geometrie

zähle ich die winkel zusammen
erhalte ich eine flugbahn

an die ich mein herzprojektil spanne


über meinem körper legt sich der dunst
herr_urian - 1. Jan, 19:45

@moische

"das schwarze wasser" ist doch Teil des Flusses. "wasser" u n d "fluss" ist für mich eine unnötige Doppelung.
Problematisch ist auch "treiben". In diesem Kontext ist es das "treiben auf dem Wasser" - bereits ein passiver Vorgang.
Das "etwas treiben" (z.B. eine Schafsherde) bleibt für mich ungreifbar. Ich glaube, das liegt an der Unvereinbarkeit der Bilder, dass das Ich auf dem Wasser treibe und das Wasser gleichzeitig dasteht und das Ich aktiv antreibt.

Dass Clusterbomben etwas in die Erde zeichnen, ist als Bild vorstellbar. Aber "Muster"? Das impliziert eine Intention, nachvollziehbare Strukturen zu zeichnen.

"rhomben" wiederum impliziert Geometrie. Wieso also "in Geometrie"?

"erhalte ich eine Flugbahn"? Sicher nicht. Ich erhalte eine Summe. Meinst du den Vorgang, die Winkel aneinanderzulegen und dann eine Kurve zu interpolieren?

Und wie spanne ich da jetzt ein "herzprojektil" dran? Lass dieses doch einfach diese zusammengebaute Flugbahn fliegen.

Moische - 2. Jan, 13:20

"Treiben" ist für mich hier klar: Bewegung wird hier dargestellt. Auf aktivere Weise - denn der Fluss treibt ja etwas. Das induziert schnellere Bewegung, da nicht nur "vor sich hingetrieben" wird. der Fluss steckt Energie hinein, um das Ich zu treiben, das selbst wiederum keine Energie verwendet und sich treiben lässt. Ein Zusammenspiel beider Elemente also.

Muster setzen keine Intention voraus. Beispiel: Schneeflocken. Perfekte Muster. Intendiert? Wenn du an eine Entität glaubst, die die Muster willentlich in die Schneeflocken flicht, dann okay. Aber ich glaube, dass das unwillentlich ist. Aus dem Zufall können Muster entstehen. So auch die Einschläge der Bombenteile.

Das Bild mit Rhomben und Geometrie will ich noch überdenken. Das sagt noch nicht das aus, was ich wollte.

Der Vorgang eine Bahn zu errechnen ist hier auf das Bild des Winkel zusammenzählens reduziert. die tatsächliche Methode ist nicht erwähnt, ja. Da muss ich noch schauen wie ich das präzisieren mag.

Ich finde, dass wenn ich etwas spanne, ich es noch nicht losgelassen habe um es fliegen zu lassen. Das ist wichtig, die Spannung besteht, es wird aber nirgendwo erwähnt, dass sie losgelassen wird. Da ist eine Lücke und dann legt sich der Dunst.
Außerdem weiß ich nicht wie deine eigene Methode aussieht ein Herzprojektil an eine Flugbahn zu spannen, aber du kannst es mir gerne beschreiben. Ich kann dir jedenfalls nicht sagen wie du selbst das machen sollst.
herr_urian - 2. Jan, 19:31

@moische und seinen Kreationismus-Vorwurf

Mir ist schon klar, dass es auch Muster ohne "intelligenten Designer" gibt. Das Problem bei "Muster" ist, dass es zusammen mit "zeichnen" steht. Und "Muster zeichnen" setzt eine Intention voraus. "Muster sprengen" oder so wäre schon was anderes.

Zum letzten Bild: Dann war mir wohl überhaupt nicht klar, was du sagen willst. Mir kam es so vor, als wolltest du, dass das Herzprojektil fliegt. Was bedeutet "an die flugbahn spannen"? An die geometrische Vorstellung einer Flugbahn? Wird das Herzprojektil an einem weiteren Flugobjekt fixiert? So habe ich es wohl gelesen. In der jetzigen Form ist mir das Bild noch unklar.
Pierre Lachaise - 9. Jan, 18:40

@Moische/Urian

Ich frage mich, was es mit dem Titel auf sich hat. Bisher ist darauf keiner eingegangen.

Moische - 10. Jan, 02:27

Titel

Ja, zugegeben: das ist ein Arbeitstitel. So wie das Gedicht nicht so genau ausgearbeitet ist, so ist auch der Titel noch Roh und vermittelt meine Intention nicht.

"In deine Hände", spielt auf die letzten Worte von Jesus an (abhängig vom Evangelium das man ließt - es gibt ja mehr als eine Variante). Den Geist, die Seele, das "Herz" im "Herzprojektil" gen Himmel schießen und in die Hände Gottes geben.
Hat für mich keine theologische Aussage, ist eher eine Anspielung auf das Sujet "Seele/Herz" und "Tod".

Ich werde bei aufkommender Lust das alles neu redigieren, dann sehe ich weiter. Bin trotzdem auf weitere Kommentare zu diesem skizzenhaften Gedicht gespannt, genauso wie auf Kommentare zu dem weiter unten sich befindenden Stück.
herr_urian - 10. Jan, 15:18

@ siebtes Jesus-wort

Interessant. War mir nicht aufgefallen. Allerdings habe ich Schwierigkeiten, "Herz" einfach mit "Geist" zu identifizieren. Im mittelalterlichen Versepos mag das normal gewesen sein, aber heute überwiegt doch die medizinische Bedeutungskomponente.
Die Idee finde ich aber gut. Zumal ich es als ein "Treiben in deine Hände" lese, das den Schluss des Gedichts vorausdeutet.
Eisblume - 10. Jan, 22:02

Ein Treiben

Eisblume - 10. Jan, 22:05

Ein Treiben "auf den Tod" zu dann ? Oder auf Gott?
Oder auf die in der Bibel beschriebene Allmacht bzw
auch die unendliche Liebe (das war meine erste Konnotation als ich angefangen habe das Gedicht zu lesen,mit dem in deine hände treiben) Gottes ?
Moische - 11. Jan, 01:27

Liebe, Gott, Allmacht - das möchte ich in dem Gedicht nicht thematisieren.
Das Sterben ist ein Thema, das stimmt - ein Fließen, ein Wegfließen, Zerstörung (Clusterbomben), Vergehen, das Herz / den Geist auf eine Flugbahn spannen.

Ich habe den Titel so gewählt, um eine Verknüpfung mit "Seele aushauchen" herzustellen und wollte Gott wenn dann nur als abstraktes, nur durch den Tod umschriebenes Konzept einbringen.

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