Virtuelles Seminar der Universität Heidelberg

Schön, finde ich. Gut gelöst, das Inversionsproblem: "der wolken blasser rotstich" bleibt als Lesart möglich.
Mein Einwand zum "blassen rotstich" bleibt, er sticht mir aber nicht mehr ins auge.

Wir sprachen im Real-Seminar schon drüber, aber das war, glaube ich, eine andere Fassung.

Eigentlich ist dieses kleine Gedicht sehr schön. Nur je kürzer so etwas ist, desto schwerer wird jedes einzelne Wort. Der Text funktioniert wunderbar bis inkl. der dritten Zeile. Dann kommt ein Perspektivwechsel von Hinsicht zu Interpretation, eine attributale Beifügung nämlich: der blasse Rotstrich (ist) ein in den Garten getauchtes Augustvertrauen. Auf die Wahrnehmung folgt ihre Interpretation. Das macht sich hier in der Versempfindung zu deutlich; da ist ein Riß, der wegmüßte. Man merkt ihn auch daran, daß ein getauchter Stich nicht evident ist; beide sinnlichen Phänomene, tauchen und stechen, passen hier nicht recht zueinander, und zwar auch dann nicht, wenn sich das Tauchen aufs Augustvertrauen bezieht. Was wiederum daran liegt, daß das lyrische Ich ja wohl liegt und hochsieht. Dann sieht er herunter in den Garten (angenommen, er liege vor einer Glasterrasse; sonst geht das g a r nicht), aber er kann, wegen des Bettes nicht tief genug schauen, um wirklich zu tauchen. Es ist eminent wichtig, sich bei solchen Gedichten die Szene konkret vor Augen zu führen.

vielen Dank, ich verstehe, glaube ich, sehr gut, was Sie meinen. In Kürze also eine neue Fassung...