am fenster

am fenster der tag
gedankenschwer.
der kämmt aus den zweigen
die misteln
und flattert als
und fesselt das windspiel
vor unserer tür.
der zerrt an den fahnen
der zieht an den schatten
vor unserem haus
und malt dich in wasser –
so flüchtig, trüb,
verlaufen.
herr_urian - 1. Dez, 09:53

@pierre

Alles, das nach der dritten Zeile kommt, leuchtet mir jetzt ein. Zu überdenken ist aber die Opposition von "gedankenschwer" und der folgenden Dynamik - gerade "flattert als windspiel".

Pierre Lachaise - 1. Dez, 12:56

@Urian

Dem wäre zu entgegnen, dass "Gedankenschwere" durchaus einen Zustand innerer Unruhe, im Sinne fluktuierender bzw. sich ineinander verhakender, also letztlich dynamischer Gedanken, darstellt. Genau diese innere Unruhe wird von den einzelnen Aktionen, wie zb. dem "Windspiel", verkörpert. M.E. ließe sich so die vermeintliche Opposition zwischen "Schwere" und "Dynamik" aufheben.
herr_urian - 1. Dez, 18:22

@pierre

Dann müsste es aber irgendwie greifbarer werden, dass, was da geschieht, die Gedanken sind oder mit diesen korrelieren. S o bedeutet "Gedanken" erst mal: Denken (ein i n n e r e r Zustand), "schwer" semantisch: undynamisch.
Pierre Lachaise - 1. Dez, 22:53

@Urian

Nein, das ist meiner Meinung nach ein Widerspruch. Denken kann gar nicht undynamisch sein. Was du meinst, ist "gedankenlos". Hier aber steht "gedankenschwer", also entweder "schwer" im Sinne von "voller Gedanken", also "gedankenbeladen", oder aber "besonders schwere Gedanken", was dann immer noch Gedanken wären, also Dynamik, hieße.

herr_urian - 2. Dez, 09:07

@pierre

Dass Denken undynamisch sei, habe ich nicht behauptet. Die Nichtdynamik steckt in dem "schwer" - dieses weist semantisch in eine bestimmte Richtung, der die folgende Dynamik zuwiderläuft.
Was passiert in dem Gedicht? Draußen ist der "Tag", der "gedankenschwer" ist. Dieser Tag wird jetzt personifiziert und macht alles mögliche (o b w o h l er gedankenschwer ist). Aber gerade dass er in seiner Gedankenschwere "flattert", kaufe ich dem Tag nicht ab.
Wenn du übrigens willst, dass etwa das Flattern selbst flatternden Gedanken entspricht, musst du das kenntlich machen.
Pierre Lachaise - 2. Dez, 10:22

@Urian

Die Aktionen entsprechen einem inneren Zustand der Nachdenklichkeit, also des Hin- und Herschiebens von Gedanken, was ja "Gedankenschwere" besagt. Jedenfalls soll es so verstanden werden. Ich halte die Bewegung des "Flatterns" nicht für herausragend dynamisch, da ein Windspiel ja nur dann funktioniert, wenn der Wind einigermaßen gleichbleibend und nicht zu stark ist. Ein Begriff, der hier die Dynamik forciert, ist wahrscheinlich eher das "Zerren", das eine etwas stärkere Windgeschwindigkeit evoziert. An dieser Stelle werde ich nochmal nachdenken.

Pierre Lachaise - 2. Dez, 19:16

@Urian

Was denkst du über die Änderungen?
herr_urian - 3. Dez, 15:15

@pierre

Gefällt mir so sehr viel besser, weil plausibler erscheint, was der "gedankenschwere tag" da tut.
Außerdem verliert er, da er kein "windspiel" mehr ist, das Gegenständliche - das war vorher, denke ich, auch ein Problem, das ich beim Lesen hatte.

"der zieht an den schatten" - macht sie länger - ist schön.
albannikolaiherbst - 13. Dez, 16:22

@Pierre Lachaise zu am fenster

Ich ließe das im übrigen recht schöne Gedicht mit „und malt dich in Wasser” enden – allerdings ist das „trüb” danach prima, während „verlaufen” redundant wirkt. Übrigens hatte ich einen spontanen Gedankenfehler, weil ich „Windspiel” als einen Hund las. Vielleicht noch ein anderes Wort für „fesselt” finden. Außerdem vielleicht den Übergang „feinsinniger” formen, etwa:

„vor unserer tür
zieht er an den schatten
und malt dich
trübe in wasser”

Ist aber nur eine Idee.

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