Begegnung
SIE: Verfolgen sie mich etwa?
ER: Nein, weshalb? Ich will nur zum Inder hier.
SIE: Gerade eben sind wir uns aber doch entgegen gekommen, nicht? Auf der Hauptstraße. Jetzt gehen sie in meine Richtung.
ER: Aber doch nicht hinter Ihnen her. Wie kommen Sie darauf?
SIE: Weil sie so nah gekommen sind, hinter mir. Sie laufen geradezu auf.
ER: Vielleicht weil Sie so langsam sind. Ich wollte gerade überholen. Aber anscheinend bin ich Ihnen aufgefallen, beim Entgegenkommen.
SIE: Sie haben einfach die Richtung gewechselt. Dann sind sie in dieselbe Straße abgebogen wie ich.
ER: Ich hatte mich vertan. War in Gedanken.
SIE: Aus denen habe ich Sie wohl herausgerissen.
ER: Wünschen Sie, dass es so wäre?
SIE: Nicht, wenn Sie in diesen schäbigen Laden wollen. Ich kenne einiges, das besser ist. Und preislich dasselbe – Ihr Schirm –
ER: Was ist damit?
SIE: Sie halten ihn ganz komisch, es tropft ja alles auf mich.
ER: Sie haben doch selber einen Schirm.
SIE: Ja, aber Ihrer stößt genau davor, sodass ich ganz nass werde.
ER: Ich dachte, das steht Ihnen.
SIE: Sehr witzig. Haben Sie nichts zu erzählen?
ER: Wir kennen uns ja nicht. Außerdem höre ich Ihnen lieber zu.
SIE: Ich schweige zu viel, in letzter Zeit. Am liebsten würde ich die Stadt verlassen, wenn es im Winter regnet.
ER: Wie lange leben Sie schon hier?
SIE: Seit ein paar Jahren. Ich habe sie nicht gezählt.
ER: Ich will Sie übrigens nicht aufhalten.
SIE: Also gehen wir besser –
ER: Etwas essen? Wie heißen Sie?
SIE: Ich glaube, Sie haben mich doch verfolgt.
ER: Nur weil Sie es so gewollt haben.
ER: Nein, weshalb? Ich will nur zum Inder hier.
SIE: Gerade eben sind wir uns aber doch entgegen gekommen, nicht? Auf der Hauptstraße. Jetzt gehen sie in meine Richtung.
ER: Aber doch nicht hinter Ihnen her. Wie kommen Sie darauf?
SIE: Weil sie so nah gekommen sind, hinter mir. Sie laufen geradezu auf.
ER: Vielleicht weil Sie so langsam sind. Ich wollte gerade überholen. Aber anscheinend bin ich Ihnen aufgefallen, beim Entgegenkommen.
SIE: Sie haben einfach die Richtung gewechselt. Dann sind sie in dieselbe Straße abgebogen wie ich.
ER: Ich hatte mich vertan. War in Gedanken.
SIE: Aus denen habe ich Sie wohl herausgerissen.
ER: Wünschen Sie, dass es so wäre?
SIE: Nicht, wenn Sie in diesen schäbigen Laden wollen. Ich kenne einiges, das besser ist. Und preislich dasselbe – Ihr Schirm –
ER: Was ist damit?
SIE: Sie halten ihn ganz komisch, es tropft ja alles auf mich.
ER: Sie haben doch selber einen Schirm.
SIE: Ja, aber Ihrer stößt genau davor, sodass ich ganz nass werde.
ER: Ich dachte, das steht Ihnen.
SIE: Sehr witzig. Haben Sie nichts zu erzählen?
ER: Wir kennen uns ja nicht. Außerdem höre ich Ihnen lieber zu.
SIE: Ich schweige zu viel, in letzter Zeit. Am liebsten würde ich die Stadt verlassen, wenn es im Winter regnet.
ER: Wie lange leben Sie schon hier?
SIE: Seit ein paar Jahren. Ich habe sie nicht gezählt.
ER: Ich will Sie übrigens nicht aufhalten.
SIE: Also gehen wir besser –
ER: Etwas essen? Wie heißen Sie?
SIE: Ich glaube, Sie haben mich doch verfolgt.
ER: Nur weil Sie es so gewollt haben.
Pierre Lachaise - 19. Jan, 17:47
3 Kommentare - Kommentar verfassen - 1811 mal gelesen
@pl
mir. Welche Bedeutung der Inder haben soll, wird
mir nicht klar. Gefallen hat mir die Sache mit dem
Schirm. Allerdings kann mich der Eindruck der
auf nichts hinauslaufenden Alltäglichkeit nicht
verlassen (dieser Punkt ist natürlich umstreitbar,
denn mancher meint: da die Wirklichkeit an sich
wirklich auf nichts hinausläuft, wäre jede Ausdrucksform,
die ihr eine Gerichtetheit aufzwingt gekünstelt.
Ich ergänze, dass es Tiefen gibt, die unserem
Bewusstsein in dieser Alltäglichkeit entgehen und
dass man diese stark machen könnte ohne zu künsteln).
Vielleicht ließen sich einzelne Sätze
aufladen. Der Inder könnte mehr bedeuten,
dieses überreflektierte Darlegen könnte noch ein
bisschen weiter getrieben werden und den Schirm
würde ich noch etwas weiter spannen, ohne in
natürlich zu zerstören. Denn letztere Metapher
scheint mir auf den ersten Blick sehr ausbaufähig.
So viel zu meinen Eindrücken und Tipps.
Gruß, VV