vom ersten schnee

lass die heizung laufen:
sie wärmt mir die gedanken
nach soviel gespräch
vom ersten schnee.

der gemüsegarten
trägt das weiß der wolken
und gibt für heute
als vorbild nicht viel her.

im lokalteil
liest man von einem,
der gestern über nacht
erfroren ist.

erfrorenen.
Moische - 30. Dez, 01:54

an Pierre

Die erste Strophe finde ich klasse. Rhythmisch gefällt sie mir sehr (obwohl ich nicht ganz erklären kann warum - da fehlt mir das nötige Grundverständnis von Metrik).
Das Ich-Du-Gefüge ist hier einfach durch eine Aufforderung angedeutet - schön dicht.
Den Einfluss der sehr materiellen Heizung auf eher "geistigere" Gedanken finde ich bildlich schön.

"trägt das Weiß der Wolken" verbindet Himmel und Erde auch auf sehr einfache aber eindrückliche Weise.

Ansonsten finde ich das Gedicht insgesamt ein bisschen zu zahm. Also etwas zu oberflächlich. Gemüsegarten, Lokalteil... Vielleicht störe ich mich an den Begriffen.
Der Gegensatz von Schönheit, Reinheit, Zweisamkeit und dann dem Erfrieren ist meiner Meinung nach nicht stark genug. Das kommt zu leicht. Kann auch sein, das du das so beabsichtigt hast.

Moische - 2. Jan, 13:25

Hmm... möchte meine Aussage über die Tiefe bzw. Oberflächlichkeit hier etwas revidieren. Habe mich zu schnell vom ersten Eindruck leiten lassen. Das Stück entfaltet sich erst nachdem ich mir das ein wenig mehr angeschaut habe.
herr_urian - 1. Jan, 19:23

@pierre

1. Strophe: Ich finde, es müsste entweder "gespräch über" oder "sprechen" bzw. "gerede" heißen.

2. Strophe: Wie auch moische gefällt mir das Bild. Aber was genau meinst du mit "vorbild"? Vorbild wofür? Ein Gemüsegarten ist keine Person, der man nacheifern könnte.
Du meinst doch: Weil überall Schnee liegt, sieht man nichts vom Gemüsegarten, wovon das Ich affiziert werden könnte.

3. Strophe: Diese Rolle übernimmt jetzt die Nachricht vom Erfrorenen (auch eine "Folge" des Schnees).
Ich würde das "über" streichen:

der gestern nacht
erfroren ist.

albannikolaiherbst - 6. Jan, 16:53

@Pierre Lachaise zu "vom ersten schnee"

Ganz schönes kleines Gedicht. Nur glaube ich, daß „und gibt für heute als vorbild nicht viel her“ zwar ein witziger Einfall ist; er trägt aber nicht eigentlich etwas, jedenfalls spüre ich nicht, was. Das ist ein Formlierungs-Einfall, er blendet kurz, dann verascht das Bild. Bei der letzten Strophe würde ich, wegen der plötzlichen Radikalität, mit der das melancholische Einverständnis weggebrochen wird, auch die Vierzeiligkeit wegbrechen lassen. Das bekommt der Strophe selbst auch gut. Lesen Sie nur statt Ihrer vier Zeilen einmal meine alternativen drei:

„im lokalteil
liest man von einem
erfrorenen“

Das hätte genau die Härte, die Sie hier brauchen; man macht sich dann auch keinen Kopf mehr um den seltsam weggeschliffenen Rhythmus.

Eisblume - 10. Jan, 21:59

Hallo

So, nach einigen Wochen Internet-Abstinenz geb ich meinen Senf mal wieder dazu ;-)
Mir gefällt das Gedicht sehr gut, auch wenn (oder weil?) es ziemlich kurz gehalten ist,
ich find die sprache in den ersten beiden Strophen sehr erfrischend und nicht so schwer-düster, wie bei einigen anderen Wintergedichten.
Die 3. Strophe hingegen find ich ein wenig hart im übergang, aber was genau , das überleg ich grad auch noch..hm.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

konstant
immer ein wenig auf der kippe stehend, bricht man im...
Pierre Lachaise - 22. Jun, 17:48
@pierre
Mir gefällt der Reim "retten/glätten", wie überhaupt...
Valivarius - 26. Mai, 20:49
studie
hinterm schmutzrand (welche art verschmutzung?) ein...
Pierre Lachaise - 19. Mai, 18:05
@pierre
Wenn ich die evozierten Gefühle auf den Begriff bringen...
Valivarius - 17. Mai, 18:00
@valivarius
danke für deinen kommentar trotz schwierigkeiten. ich...
Pierre Lachaise - 16. Mai, 02:45

Links

Suche

 

Status

Online seit 5463 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 22. Okt, 19:41

Credits


Dialoge
Gedichte
Kurzgeschichten
Lektüre
ROMAN
Sonstiges
Zustandsbeschreibung
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren