Gedichte

Mittwoch, 25. November 2009

Weiße Lilien

Sie hat weiße Lilien
über dem Bett aufgehängt
wenn sie das helle Licht dämmt
um Besuch zu empfangen
dann leuchten sie lautlos
im halbleeren Raum

Sie wartet aufs Ende
und bleibt alleine zurück
die Lilien leuchten noch immer
während sie sich wäscht
und den Raum erhellt
weiße Lilien aus Polyethylen

Sonntag, 15. November 2009

delta, sternlos (abgesang)

draußen schon
so gut wie ausgestorben.
stadenfeuchte zieht
gedankenstriche
lichtwärts.

lichtwärts auch
der neckar, herbst-
vertieft, der
schläft, der schläft
heut nacht nicht ein.

Dienstag, 27. Oktober 2009

Ein Tagelied

Vorweg: Dieses Tagelied ist im Rahmen eines mittelhochdeutschen Proseminars entstanden. Aufgabe war es, die Thematik des mitteralterlichen Tageliedes (der schmerzhafte Abschied beim Anbruch des neuen Tages nach einer heimlichen Liebesnacht) auf die Moderne zu übertragen und so ein neuhochdeutsches Tagelied zu produzieren. Dabei sollte die Kanzonenform eingehalten werden. Deswegen mag das Lied nun um einiges, sagen wir, `traditioneller´ klingen als die meisten der bisherigen Beiträge.

Die Nacht beginnt.

Die Nacht beginnt,
die Dunkelheit gewinnt
den müden Kampf gegen den Tag.
Beim Mondscheintanz
unter der Sternen Glanz -
die Welt ist so, wie ich sie mag.
Dann singt die Nacht ganz heimlich still und leise
das Lied der Liebe nur für uns allein.
der Sternenstaub zieht um uns weite Kreise
und ich kann hier mit dir für immer sein.

Bis der Tag erwacht,
denn mit ihm geht die Nacht,
und mit ihr gehst du fort von mir.
Die Sonne dringt
durchs Fenster ein und singt
ganz leise: Er ist nicht mehr hier.
Denn es kann stets nur einen Sieger geben,
im morgendlichen Kampf siegt Sonnenschein.
Die Nacht gibt auf ihr dunkel-düstres Leben,
doch nur um abends wieder Herr zu sein.

Sonntag, 11. Oktober 2009

Venezianisches Glas II

Venezianisches Glas

Die Welt besehn durch eine Schicht
aus Fasernglas und Filigran.
Gedichte, die wie Netze sind -
den Dingen aufgelegte,
trübe Muster einer
andern Zeit und
Wirklichkeit.


@ANH:
Ich habe mal einen minimalen (banalen?) Griff versucht, der einen "impliziten" Reim hervorbringt.

Sonntag, 2. August 2009

Nachmittag am See

All-ein der Tag. Die Hitze.
Die Körper und Pflanzen und Köpfe.
Das schwelende Schweben von Luft in zu dichten Schichten,
durchdrungen von sengendem Licht

Strahlende Kindergesichter.
Sie entfachen ein Feuer inmitten der still liegenden Schar
der Sonnenseligen, Saboteure des Stillstands
kreischen und tanzen um den Rauch
mit wehenden Tüchern, Könige und Königinnen der Wildnis
auch hier, wo strähnenbleiche Trägheit herrscht
bis die grüne Kühle des Sees sie magisch durchbricht

dann im seichten Wasser Zug um Zug
dem anderen Ufer entgegen
sich gleitend die Gliedmaßen bewegen
Und eine Stimme, die ruft: Du, schwimm nicht weg
wir wollen doch zusammen bleiben!
Und einig treiben in der Mitte des Sees
Drei Mädchenaugenpaare zwischen stillen Wellenbergen
glitzert das Glück in Miniatur
taucht keines unter
schwimmt keines zurück
bleiben alle wunschlos zeitlos hier
An der Grenze des Himmels

Sonntag, 21. Juni 2009

Venezianisches Glas

Die Welt besehn durch eine Schicht
aus Fasernglas und Filigran.
Gedichte, die wie Netze sind -
den Dingen aufgelegte
trübe Muster einer andern
Wirklichkeit.

Dienstag, 9. Juni 2009

Einsturz der Anständigen

Eigentlich weiß ich auch nicht
warum ich das hier mache,
doch die Maschinerie treibt mich an,
die Maschinerie treibt mich voran.
Ob ich schreie, schweige, Kummer habe oder lache,
es zählt nur eins voran,
voran voran.

Es ist klar, das nur die Harten überleben
darum werd' ich deine Zeche garantiert nicht bezahl'n.
Sei auf der Hut
denk immer daran,
dass immer irgendwer
dich übervorteilen kann.

Ich weiß zwar auch nicht,
weder weshalb noch wo lang
doch hab' ich schnell gelernt
dass man in dieser Welt
nur nach oben wachsen kann

Denn nur ein kleines Stück vom Kuchen
hätten alle gern
Eine ganze Welt voll Konkurrenten
die mir meinen Weg versperr'n.
Alles Streben, Denken, Handeln nach dem immer fernen Ziel
Muss konsumier'n um zu besteh'n,
während Verlierer untergeh'n.

Ja die Maschinerie treibt mich an
und wo das noch hinführ'n soll, kein Plan.
Doch wenn ich mich durchsetz' eines Tages,
werdet ihr sehen wie es läuft
und dann den Apparat umbauen,
dass es sich in meiner Tasche häuft.
Dann zeig' ich mich von der sozialen Seite,
indem ich euch eure Baracken anstreiche.

Ich weiß doch auch nicht,
weshalb oder wo lang
denn ich hab' nur gelernt
dass man in dieser Welt
nur nach oben wachsen kann

Montag, 8. Juni 2009

...

An jenem Abend an dem
ICH DEIN GENICK DIR BRACH
(seine Stabilität wollte ich testen)
da schwebte irgendwo dunkel "Lähmung"
aber
du konntest noch laufen
zeigtest sogar wie beweglich du bist
der Notarzt von dir gerufen war erstaunt
und sah dich beim nächsten Marathon
auch wenn du kein Gefühl mehr hattest
die Welt unter dem Halswirbel zerbrach
du glaubtest selbst: der eine Knacks was macht das schon

Dabei hatte ein Knochensplitter in Nervenbahn
längst jede Empfindung zertrennt

Dienstag, 26. Mai 2009

Rauschmuschel

Perlmuttverschlossen atme ich Unverwüstbarkeit einer impermeablen Metropole
die fortwährend ausstößt
ihr Rattern und Krachen
es klackt und schnattert
knackt knirscht flackert aus den Häusern.

Bricht die Dunkelheit ein, schnarrt
rhythmusgestörtes Meeresrauschen in Klimaanlagen
erknattert ein Sirren und Flirren
Und hinweg über die Kopfsteine schlurfe ich in kassiopeiischen Schritten.

mariensichtung.

mariensichtung. zug, nicht klimatisiert

weiche wölbung
ihrer brust.
es tönt
ein t-shirt-spruch,
der klebt an vielen.

das weiße kreuz,
reines teflon,
zeichnet sich ihr
in die auen.

das fleisch brennt nicht,
nicht mariä haar.
bloß ich,
der sie dort sah.

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