Mittwoch, 7. April 2010

Sommersemester 2010. Es geht wieder los.

Erstes "Real"Seminar am kommenden Mittwoch, 14.4., 18 Uhr c.t. - wegen des Raumes bitte auf den Aushang achten. Ich weiß ihn auch noch nicht, werde aber nachfragen.

Wegen der Scheine zum zurückliegenden Semester, bitte mir mit Matrikelnummer und Nick eine Email >>>> übers fiktionäre Kontaktformular oder an Daniello schicken (fiktionaere at gmx Punkt de).

Ich nehme die Lektoratsarbeit jetzt wieder auf und arbeite bis zum Mittwoch ab, was zwischenzeitlich angefallen ist.

NACHTRAG, 12.35 Uhr:
Ich habe jetzt, glaube ich, alle Texte durchgesehen. Sollte mir etwas "entwischt" sein, dann bitte hierunter mit Link entsprechend kommentieren.
Danke, ANH.

Montag, 5. April 2010

am fenster (4)

am fenster lehnt
der tag novemberfarben,
aus den zweigen
die misteln zu kämmen.
vor der tür zieht einer
an den schatten, die
dich trüb in wasser malen.

ich weiß, uns bleibt
auf späteres zu warten.
solange lass uns lieber
nicht nach draußen schaun.

Sonntag, 7. März 2010

Die Heizung

Ich schreckte von meinem Kant hoch, als treppauf ein Feuerwerk losbrach. Das bedeutete wenigstens Wärmeenergie, die wir hier gebrauchen konnten. Nur ein einziger Chinaböller – zwei und ich wäre überglücklich gewesen. Es gingen sogar Raketen los, nur leider in Imme, dessen eisigen Keller ich bewohnte. Im Nebenzimmer wohnte der Andre. Der hatte sich hochgewagt, Imme mitzuteilen, die Heizung sei kaputt.
Braten- und Zwiebelgeruch wehten ins Treppenhaus, als Imme öffnete. Seine grüne Schürze schrie „get down for the chief“. Der graue Bart, das Furchengesicht, so erzählte der Andre, schienen entflammt zu sein. Imme fragte, was denn sei. Er koche. „Nur ganz kurz“, sprach sanft der Andre. Imme: „Ja, ja. Was?“ „Die Heizung, Herr Imme.“ Was mit der sei, fragte Imme. Der Andre: „Die...“ Ob es Probleme gebe, sagte Imme. „Bei der Bedienung, oder wie meinen?“ Das könne er, der von Technik doch bekanntermaßen keine Ahnung habe, sich kaum vorstellen. Da müsse man reichlich blöd, wenn nicht unfähig... „Sie funktioniert einfach...“, versuchte der Andre sich einzuschalten. Imme: „...sein. So 'was soll'n Frauen machen. Die versteh'n so 'was sicher!“ „...gar nicht.“, der Andre. „Egal, wie sehr man sie aufdreht.“ Erste Knallfrösche: Das könne nicht sein, brüllte Imme. Seine funktioniere doch auch. Beschwert hätten die „jungen Mädels“, die vorher drin gewesen seien, sich nie. Immer habe die Heizung funktioniert. Da habe er selbst „nur 'mal 'reingeguckt“, das sei „tipp-topp“ gewesen. Da begann, erzählte der Andre, sein Buddenbrooksherz zu brechen. Die Raketen! Imme umfasste die linke Schulter des Andren, schrie, ob wir jeck seien. Wer nicht zu heizen verstehe, der solle es gleich lassen. Mit solchen Idioten verkehre er nicht. Einen Installateur werde er auf unsere Kosten beauftragen. „Der wird beweisen, dass ihr die Heizung falsch bedient habt! Und die deshalb kaputt ist! Klar? Deshalb!“ Diese Worte gebe ich exakt wieder, weil ich sie in dieser Deutlichkeit in meinem Arbeits- und Schlafzimmer vernahm. Der Andre berichtete in seiner Detailverliebtheit, dass Immes letzten Ausruf ein Speichelregen begleitete, der den Andren dazu zwang, das Bild des hochroten Greises für eine Sekunde auf seine Netzhaut zu bannen, bevor er die Lider wieder öffnen konnte. Erst in diesem Moment ließ Imme den Andren los.
Imme hyperventilierte. Er sei ein sehr vernünftiger Mensch. Er sei sehr sachlich. Er sei genau. Sein Auge blau, dachte der Andre, wie er mir später erzählte. Ich interessierte mich für solche Germanistik-Insider nicht, doch die Empfindung teilte ich und spürte Sportpalast in der Luft. Ein Pathos, für das mich ein Lachen durchzuckte. Posaunenchor aus einem Grammophon! So eins musste Imme doch noch haben? Wo nur waren die Mengen, wo der Tonbandapplaus?
So apodiktisch meine Gedanken kamen, gingen sie wieder, als Imme, ganz wörtlich, auf die Treppenhausfliesen zu stampfen begann. Dazu skandierte er krächzend und mehrfach, mit jeweils unterschiedlicher Betonung: „Ich lasse das nicht mehr mit mir machen!“ Er fügte hinzu, dass es so nicht mehr gehe. Er koche nun. Er marschierte in seine Wohnung zurück und schlug die Tür mit solcher Wucht zu, dass ich mich später wunderte, aus dem Schallgebilde, das mich erreicht hatte, kein Klirren von Glas herausgehört zu haben.
„So klingt jemand, der sich 'mal rächen müsste“, sagte der Andre, während er sich auf meinem Bett niederließ. „Nur an wem, an wem?“ Ich sagte: „Und wofür?“ Ich hörte, wie Immes Wohnungstür sich öffnete. Fiebernde Schritte treppab, die sich meinem Zimmer näherten. Schnaufend stürzte er herein. „Draußen friert es doch nicht einmal! Ich spiel' nicht länger Ersatzvater hier!“ Nur etwas Heizung, das war er für mich, da er so weiterkochte. Ich zog den Reißverschluss meines Anoraks bis ganz nach oben und blieb in den häuslichen Eisregionen.

Montag, 1. März 2010

AUFGABE FÜRS SEMINAR. Die Reise. Ein offener Roman.

Diese Idee entstand auf einem Seminar zu "Literatur und Internet", das ich am vergangenen Wochenende im Literaturforum im Mousonturm Frankfurtmain gegeben habe. Sie alle sind eingeladen, den Roman mitzuschreiben. Jeder, der sich auf der Site registriert, ist frei, sofort Beiträge zu verfassen; es wird nicht kommentiert, jedenfalls nicht dort; da soll allein der Romantext entstehen. Kommentiert werden kann hier sowie in >>>> Der Dschungel.

Hier die Projektbeschreibung:

[Als Idee entstanden >>>> dort..]

Die Reise ist ein nach vorne geschlossener, aber auf dem Zeitstrahl nach hinten völlig offener Roman, der potentiell unendlich viele Urheber (Autoren) hat. Jeder kann an ihm mitschreiben (jeder darf Beiträge, also Kapitel hinzuschreiben), jeder, der will, ist vollberechtigter Contributor, vorausgesetzt, daß man sich registriert hat. Es gibt keine Kommentare, nur den „reinen”, sich allmählich füllenden Text.
Es wird mit dem Ende des Romans begonnen, und man schreibt sich zum Beginn des Romanes fort. Dazu ist es nötig, daß unter den Beiträgen mit der Zeitangabe folgendermaßen verfahren wird: jeder Beitrag muß v o r dem je folgenden Beitrag geschrieben werden; das heißt, es muß das in der Beitragsmaske erscheinende "Erstellungsdatum" manipuliert werden: Ist ein solcher Beitrag etwa, wie bereits geschehen, am 28. Februar 2010 um 12.17 Uhr geschrieben werden, muß der nächste Beitrag spätestens am 28.2. und 12.16 Uhr geschrieben worden sein oder auch, logischerweise, am 27. Februar um 24.32 Uhr usw. Dadurch rückt der folgende Beitrag im Erscheinungsbild des Weblogs u n t e r den Beitrag davor. Teilnehmer an dem Projekt müssen darauf achten, ansonsten wird der Beitrag gelöscht, bzw., aber dies nur ungern (und nur, wenn es einfach ein Fehler/Irrtum oder dergleichen war), verschoben, bzw. wird dann das Datum verändert. Solche Eingriffe lassen sich aber nur in der Anfangszeit vornehmen, solange der Roman noch nicht komplex ist, weil eine andere Handhabung aus meinen persönlichen Zeitgründen nicht handhabbar ist.
Die Idee ist (deshalb „kleine Studie in poetischer Logik”), daß ein Roman vom Ende zum Anfang hin erschrieben wird. Selbstverständlich sind Nebenstränge, bzw. weitere Hauptstränge möglich. Daß Die Reise potentiell unendlich ist, liegt auf der Hand: der Roman muß nicht mit der Geburt der Hauptperson/der Hauptpersonen beginnen, es kann auch die Geschichte ihrer Eltern noch erzählt werden, und deren, und deren – so daß er vielleicht im Mittelalter ankommt (angekommen sein wird {!}) oder in der Steinzeit oder bei den Pteranodoi.


ANH, März 2010.
Herbst & Deters Fiktionäre.

Etwaige Fragen zu dem Projekt bitte >>>> dort stellen.

Freitag, 26. Februar 2010

schwarz empor

die städte atmen ihr durchs haar
der von blau umhüllten benetzen die bleichen
wangen das blau auf den körpern sie
durchströmen die venen des silbernen bahnhofsvenen
das grau gleitet ab das der vom dom durchragt
die ornamente tranken das neon-
licht das man auf den nahen gestalten
wähnt die einmal verdammte war'n.

a.c. 2nd tier - farrakka express

huste strassenstaub
aus mueden muendern
wo heisse milch
in teebehaelter fliesst

meine glieder haben
das tasten von strassenfell gespuert
haben handel getrieben mit
colanialismus

das wasser des flusses ist
an endlosen menschenhaeuten
an endlosen tuechern
hinabgeflossen
gesaenge der megaphonpriester
haben die papageien aufgescheucht

die kehle voll rotbraunem ocker
voll hundegebell
die stadt

Sonntag, 31. Januar 2010

...

Ein Hauch von Dämmerung
ein wenig Schatten vom Mondschein
und keiner der singt
Und wir lassen uns treiben
in vergessender Selbstsicherheit
Bis sich die Ufer uns nähern
Stranden lautlos und sanft
auf dem dunklen Sand
Und sind
angekommen

Samstag, 23. Januar 2010

Flecken

Vielleicht unterwegs in irgendeine Vorwinternacht: Sodass man, im Treppenhaus oder sonstwo, über den Mond gestolpert wäre, hätte nicht die Eile (die eigene oder die anderer?) vorzeitig den Blick verstellt. Wenigstens musste man nicht, wie jemand mal behauptet hat, die Augen schließen, um etwas Bestimmtes ganz für sich selbst zu besitzen. Gestern noch war zu hören, wie schwer es falle, einzuschlafen. Das stört heute bereits weniger, flackert aber noch einmal auf. Draußen dann Ähnliches: Über Grade der Einsamkeit, und dass im Zustand des Übergangs die Schwelle oft übersehen wird. Wenn aber solches irgendwann widerfährt: Wohin dann mit den Gedanken, die keine sein wollen? Es bleibt dabei, die Idee, dass da oben etwas mitgeht, verhangen oder dürftig übermalt, genauso wie man gewisse Flecken auf einem Teppich erst Jahre später entdeckt. Vielleicht haben auch sie sich langsam bis zu einer festen Stelle vorgetastet, unsichtbar, immer schon einen Schritt voraus. Jedenfalls irgendwie diesem schwelenden Auge verwandt.

Freitag, 15. Januar 2010

Wir proben Ende November

Zielsicher bröckelt gelbes Laub bodenwärts
errötet und fault nicht
widersteht reiffrei der wirbelnden Einladung des Mistrals
und erhellt nachts meinen Wegrand
als wärs im April in Blüten vom Kirschbaum gegangen

Montag, 11. Januar 2010

Nächstes Realseminar: Mittwoch, 13. Januar 2010, 18 Uhr ct.

Liebe Seminarteilnehmer,

denken Sie bitte an diesen letzten Termin des Wintersemesters; es wird im Sommersemester allerdings weitergehen.

Ich muß um Entschuldigung bitte, daß ich mit den Lektoraten nicht nachgekommen bin. Doch hatte ich einen kompletten Computer-Zusammenbruch, der meine ganze Aufmerksamkeit gebunden hat. Leider. Zum AusderHautfahren. Nun steht aber wieder alles und funktioniert, besser sogar als vorher.

Bitte bringen Sie die Texte, die ich nicht durchsehen konnte, ins Seminar mit. Was wir dort dann nicht schaffen, werde ich während der Semesterferien nachholen.

Bis Mittwoch abend,

ANH
www.albannikolaiherbst.de

Freitag, 1. Januar 2010

dezembernacht

sie krampfen rhythmisch.
gedanke auf einer
roten couch.
verstärktes klampfen.

die körper in textil
und nieten viele.
doch nur eine miete
wird in hitze versoffen.
versoffen scotch
scotch aus latte-gläsern.

der atem trifft
am offenen fenster
das eis
als liebte er es.

In deine Hände

das schwarze wasser treibt mich
abwärts den fluss
an dem die clusterbomben
muster in die erde zeichnen

mir träumen rhomben
die mein herz einfassen in geometrie

zähle ich die winkel zusammen
erhalte ich eine flugbahn

an die ich mein herzprojektil spanne


über meinem körper legt sich der dunst

Mittwoch, 30. Dezember 2009

Emanation (2)

wir hatten Tagträume
in denen Sonneneruptionen
nach uns langten

die Protuberanzen
acht Lichtminuten lang
deren Enden ausfransten
zu Sommerlicht

auf der Erde Pflanzen
von Licht, Sauerstoff und Wasser dick
in Sommerkleider trieben sie ihre Ranken

vom Strahlensturm zerstochene Kleider
im fetten Gras
lagen sie hingeworfen da

die Erddrehung trieb uns
und unsere Zungen
in die Nacht

es waren dreißig Grad
im Erdschatten
die unsere Glieder vibrieren ließen

das Weiß unserer Hände
wie der innerste Kern einer Glut
flimmerte weg in andere Welten

da strahlte auch die Erde
Koronen aus

Dienstag, 29. Dezember 2009

vom ersten schnee

lass die heizung laufen:
sie wärmt mir die gedanken
nach soviel gespräch
vom ersten schnee.

der gemüsegarten
trägt das weiß der wolken
und gibt für heute
als vorbild nicht viel her.

im lokalteil
liest man von einem,
der gestern über nacht
erfroren ist.

erfrorenen.

Freitag, 18. Dezember 2009

der Weg: fern vom Rauschen

Das Zirpen der Motoren:
ein Gutenachtgesang.
Verklingt bis über beide Ohren.
Das Saitenspiel: ein Drahtseilakt.

Lange Schattenzungen die an
Kalksteinfassaden sich winden,
unter einem vollen Mond gekühlt.

Watte tief in Mittelohre
eingepflanzt.
Die neongelben Baumbestände
nackt nun ganz.

Die Überreste bilden einen Weg,
den niemand geht
an diesem Endjahrabend.

-strahlen (neue Fassung)

wir saßen vor feuern
unserer großväter
aus deren pfeifen
sich wolken formten

die über unseren feldern
hingen

über der biegung des prypjat

dort wo die reinen schornsteine
wuchsen.

von den dächern der platten
sah man das werk am horizont

schön und groß
stiegen daraus wolken auf.

abends wärmten wir uns
an den strahlen
unserer großväter kamine

hortensie (2)

im weißen schimmer voll
und unverbraucht
will diese blüte nicht
allein sich selbst enthalten,
und trägt zur mitte hin
ein abbild, wieder stern,
nur kleiner.

so ähnlich findet einer
an seiner hand ein kind,
in dem die eignen züge
bereits entfaltet kaum
mehr wegzudenken sind.

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